KURZGESCHICHTEN
27 Kurzgeschichten von der Straße - vom Kiez - aus dem Knast
Lothar Berg (Autor); Pikosso Publishing Berlin
FENSTER DER GEWALT
Gewalt - das älteste Kommunikationsmittel der Menschheit. Sie verletzt den Körper, verletzt die Seele und verletzt ein Leben - wenn nicht sogar mehrere.
Das erste, was man feststellt, wenn man Lothar Bergs Geschichten liest, ist: Der Mann weiß, wovon er schreibt. Der kennt das Milieu, die Typen, die da rumhängen, die den Laden schmeißen. Er weiß, wie es bei den Zockern zugeht und was den echten Rocker ausmacht. Aber Lothar Berg kennt sich nicht nur aus, er weiß es auch zu vermitteln. Er bringt seine Geschichten sofort auf den Punkt. Da ist kein Wort zu viel, die Sprache ist kraftvoll und transportiert den knüppelharten Stoff geradeaus und ohne jeden überflüssigen Schnörkel aufs Thema los.
Das Thema ist Gewalt. Gewalt, die sich im Alltag aus einem Wortwechsel an der Würstchenbude ergibt oder notwendiger Bestandteil des Lebens auf dem Kiez ist, wenn die bestehende Ordnung gestört wird. Gewalt als scheinbare Lösungsmöglichkeit für Konflikte, Kaputtmachen als Ventil für eigene Unzulänglichkeiten, Schlagen als Beweis der Zugehörigkeit zu einer Clique. Das ist so direkt, und oft mit unterschwelligen Humor, geschrieben, dass einem beim Lesen schlecht werden kann. Da wird eine Welt beschrieben, die man am liebsten nicht kennen lernen möchte. Und doch fasziniert diese Welt, die Lothar Berg in seinen knappen Sätzen umreißt, und man erschrickt vor sich selbst. Habe ich auch dieses Potential in mir? Was würde ich in einer dieser Situationen tun, in die Berg seine "Figuren" stellt. Lothar Bergs Geschichten sind eine Herausforderung für jeden Leser. Für den, der sich auskennt, und mehr noch für den, dem diese Welt fremd ist.